Rudolf van Nahl, www.alliteratus.com – 24. Juni 2009

Wer auf Grund des Buchtitels glaubt, etwa mehr über den nordfriesischen Brauch des Biikebrennens zu erfahren, sieht sich enttäuscht. Selbst die Titelgeschichte sagt nichts Näheres darüber aus, als dass am 21. Februar in den Küstenregionen der Nordsee am Abend große Feuer angezündet werden. Dieses Buch ist eine Anthologie von siebzehn „phantastischen Geschichten aus Schleswig-Holstein“ (so der Untertitel), die alle einen Hauch von Unwirklichkeit enthalten, mal mehr oder weniger in den Vordergrund der Erzählung gerückt. Man könnte sie Spukgeschichten nennen, angesiedelt in einer Realität der Jetztzeit.
Verlag und Herausgeber haben sich bemüht, siebzehn Erzählungen etwa gleicher Art in diesem Band zu vereinen. Hervorgegangen ist diese Geschichtensammlung aus einem vom Verlag veranstalteten Erzählwettbewerb. Der Herausgeber hatte eine glückliche Hand, solche Erzählungen aus dem Wettbewerb auszuwählen, in denen neben der banalen Wirklichkeit etwas Unheimliches, nicht Erklärbares, Bedrohliches eine Rolle spielt. Selbst ein so harmlos klingender Titel wie „Das Tagebuch meiner Großtante“ birgt innerhalb der Erzählung Rätselhaftes und sogar Gefährliches, in einer Weise, das für die Beteiligten nicht vorhersehbar ist.
Es sind siebzehn Geschichten von den Küsten Schleswig-Holsteins, wobei sowohl die Nordsee als auch die Ostsee eine nicht unwichtige Rolle spielen. Die in den Erzählungen angegebenen Orte sind bis auf wenige Ausnahmen in der Regel real existierende Orte, die auch beim Namen genannt werden, wie zum Beispiel Morsum auf Sylt, Utersum auf Föhr oder das Holstentor in Lübeck. Deshalb wirkt das Irreale, was sich dort ereignet, umso erstaunlicher.
Das Bedrückende mancher Geschichten wird durch das offenkundig Irrationale der Handlung gemildert, so dass das Interesse, auch die anderen im Buch enthaltenen Erzählungen zu lesen, bleibt. Es empfiehlt sich, zwischen dem Lesen der einzelnen Geschichten einen gewissen Abstand einzuhalten; dann bleiben Spannung und Überraschungseffekt weitgehend erhalten und jede Geschichte behält ihren eigenen Reiz.
Es sind im Übrigen kurze Geschichten, die in dieser Anthologie versammelt sind. Ihr Umfang geht kaum über fünfzehn Buchseiten hinaus. Trotzdem entsteht auf diesen wenigen Seiten eine Spannung, die zum Teil in der Kunst der Autoren besteht, das Irreale der Handlung erst langsam durchscheinen zu lassen. Mit einem Hauch von Grusel, sind die Geschichten so recht die geeignete Lektüre für einen regnerischen Urlaubsabend. Aber Vorsicht: Es sind keine Gute-Nacht-Geschichten!

(Rudolf van Nahl) Quelle: http://www.alliteratus.com

http://www.alliteratus.com/pdf/tb_jl_ferien_2009.pdf