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Martin Witzgall (Hrsg.): Das ist unser Ernst!
Umschlaggestaltung: Susanna Liepert, Petra Schmid
Anthologie, Softcover
WortKuss Verlag, München, Februar 2010
128 Seiten / 12,90 €
ISBN: 9783942026024
Bücher sind sein Leben! Doch als der Verleger Ernst Wurdack bei einer Preisverleihung im wahrsten Sinne des Wortes in einem Buch versinkt, beginnt für ihn eine abenteuerliche Reise durch zauberhafte und unglaubliche Geschichten. Und merkwürdig, jede der Erzählungen kommt ihm auffällig bekannt vor ...
Über den Inhalt der Kurzgeschichtensammlung verrät der Klappentext nichts. Doch erahnen lässt sich viel: Martin Witzgall schart in »Das ist unser Ernst!« Autoren um sich, die dem Verleger Ernst Wurdack für all seine Mühen in besondere Weise Dank sagen möchten. War er doch einer der Mitbegründer der Storyolympiade, welche in diesem Jahr ihr 10jähriges Bestehen feiert.

Die Geschichten:

Henry Bienek - Der Empfang
Ernst Wurdack wird zur Familie derer von Draag eingeladen, begegnet einem Butler, der das Trinkgeld abschlägt und stattdessen die Einladung sehen möchte.
ichael Mühlehner - Lord Wurdag
Eben noch mit einer Champagnerflöte in der Hand gerät Ernst zwischen zwei Streithähne und rettet dem Kapitän der »Isabel« das Leben.
Maike Schneider - Isabellas erster Versuch - Die Formel des Lebens
Komtess Isabella Dragovan möchte einen ungebetenen Verleger so schnell wie möglich loswerden – und erhält einen Autorenvertrag vom Wurdack Verlag.
Tatjana Stöckler - Das Monster im Apfelbaum
Oder wie sich der Duft von Apfelblüten auf Ernst Wurdack auswirkt, weil er sich unter anderem dem Genre Fantasy widmet
Petra Vennekohl - Fast ein Shakespeare
Der Pilot Arit erfährt vom Menschen Ernst den Sinn von Büchern.
Frank Lauenroth - State of mind
Eine angeblich geleistete Unterschrift für die »Life for rent Corporation« soll Ernst Wurdack das Leben kosten. Doch ein Bananen-Bier-Mix reißt ihn aus seinen Gedanken.
Jörg Olbrich - Der digitale Er(n)sthelfer
Virtueller Verleger nervt Jungautoren und verursacht Schreibblockade
Luigi Bleifuß - Der Griff nach dem Arsch
Nacktes Amazonengirl rettet sich mithilfe einer Papyrusrolle vor sexgierigenn Vandalen.
Armin Rößler - Was Ernst schon immer über Argonomen und Meurg wissen wollte
Gourmet Wurdack ist dem Argonom Aulden behilflich und probiert ein Glas Wein von Redd.
Heidrun Jänchen - Von Socken und Suppen
Ernst wird von seinen Fesseln befreit, spendiert Elra und Frett Linsensuppe und Bier, findet ein Buch.
Nadine Muriel - Medusenzauber
Der Coverdesigner Ernst Wurdack schlägt Alban Dragovan mit dessen eigenen Waffen und verspürt Appetit auf Gegrilltes.
Anja Labussek - Danse macabre reloaded
Besonders charmante Dame fordert Verleger zum Totentanz auf, Ernst muss demzufolge handeln, um der Pandaimonion-Reihe, die auf Eis liegt, entfliehen zu können.
Olaf Trint - Baby Pan und die Vampire
Ernst Wurdack findet sich vor einer Disse wieder und wird von Türsteher Igor aufgehalten.
Petra Hartmann - Pfefferkuchen
Die Leser dieser Story erfahren, dass man eine gute Hexe daran erkennen kann, dass sie den Inhalt ihres Zauberbuches im Kopf hat.
Susanne Schnitzler - Dornröschen im Trog
Mit einem »Platsch!« landet Verleger Wurdack in Tuturian und singt »Kauf dir einen bunten Luftballon«.
Dieter Schmitt - Der Berghammer
Vampirin versucht sich auf Bavarisch … und scheitert, Ernst Wurdack auszusaugen.
Andrea Tillmanns - Von Zwergen und Menschen
Zwergin Thania versorgt Blessuren und wundert sich, woher Ernst Frett kennt.
Claudia Hornung - Wurdagg unterirdisch
Verleger Wurdack gerät an den Ork Roghad. Dieser hat noch eine Rechnung mit seiner Autorin offen.
Melanie Metzenthin - Der bärtige Drache
Der kleine Grulbarz veralbert Ernst, zeigt ihm jedoch eine Möglichkeit, seiner abenteuerlichen Reise zu entkommen.
Timo Bader - Die Formel des Schreibens
Humorvolles über Professor Teufel, künstliche Autoren, die das Exposé-Schreiben fürchten und einem geheimen Garten mit einer Hintertür
Oliver Hohlstein - Ernst in Pampelmusien
Erneut macht Ernst Wurdack Bekanntschaft mit dem Gravitationsgesetz und landet in einem Burggraben.
Martin Witzgall - Ende in Sicht
Verleger Ernst Wurdack wird von Handschellen befreit und erhält die Aufgabe, vorzulesen – mangels an Autoren.
Henry Bienek – Was lange gärt wird endlich Bier oder: Ein Ende für Ernst
Nach langer Odyssee von Story zu Story sieht sich Ernst Wurdack vor einem interessierten Publikum lesen – allesamt Protagonisten aus den vielen Geschichten, die er als Verleger herausbrachte.

Es ist schon etwas Besonderes, einem Verleger in dieser Art und Weise zu danken. Es ist etwas Aussergewöhnliches, diesen von einer Story zur anderen zu »jagen«. Nicht die vielen Haupt- und Nebenfiguren in 10 Jahren Storyolympiade sind die Hauptakteure; es ist der Verleger selbst, der sich als Hauptprotagonist in den Storys wiederfindet. Wage erinnert er sich an die vielen, vielen Handlungen und Charaktere. Doch ist es fast ein Wunder, dass sich Ernst Wurdack nach all den Jahren gut aus der Affäre zieht. Dabei hilft ihm dieses Buch.
Die Autoren um Martin Witzgall haben mit »Das ist unser Ernst!« eine preisverdächtige Kurzgeschichtensammlung auf die Beine gestellt.
Wer die Autoren und ihre im Wurdack Verlag publizierten Werke kennt, erkennt in den jeweiligen Kurzgeschichten diese wieder. Doch der Focus richtet sich auf Ernst Wurdack, auf sein stark ausgeprägtes Interesse an guten Büchern, auf seine Vorlieben, Stärken und Schwächen. Es ist dem Verleger zu verdanken, dass sehr viele Autoren durch seine Schule gegangen sind. Als Lektor, Korrektor, Berater und letztendlich als Verleger hat Ernst Wurdack immer darauf geachtet, dass die Autoren für die Leser lesenswerte Storys schreiben. Er hat die Autoren vom Einreichen des Manuskripts bis zum fertigen Buch begleitet, hat gelobt und getadelt, was den Autoren zugutekam und kommt.
Die Kurzgeschichten in »Das ist unser Ernst!« sprechen für sich selbst, ergänzen sich. Dem Autorenteam ist dies hervorragend gelungen. Die Autoren greifen die Story ihres Vorgängers auf, ohne diese allzu sehr zu wiederholen. Es sind kleine Facetten und Nuancen, die den jeweiligen Opener bilden und »Das ist unser Ernst!« als Ganzes erscheinen lassen.

Fazit:
»Das ist unser Ernst!« ist ein exzellenter Phantastik-Genremix, der zu keiner Zeit übertrieben oder langweilig erscheint und so manches Lächeln hervorruft. Die Kurzgeschichtensammlung ist eine Verbeugung all jener Autoren gegenüber den Leistungen des Verlegers Ernst Wurdack. Prädikat: Besonders empfehlenswert und reif für den DPP.

© Wolfgang Brandt
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