Rezension auf www.sublevel12.de

Für die Teilnehmer und vor allem die Gewinner der Storyolympiade 2001 war es ein Schock, als im letzten Jahr bekannt gegeben wurde, dass die Anthologie "Geschöpfe der Dunkelheit" mit den Siegergeschichten nicht erscheinen würde. Ich kann mir nicht verkneifen, hier wieder einmal darauf hinzuweisen, wie bedauerlich der Verlust noch einer der wenigen Publikationsmöglichkeiten in Deutschland für Kurzgeschichten aus den Genres SF, Horror und Phantastik wäre. Um es auf den Punkt zu bringen: Es lohnt nicht einmal mehr, die Anzahl der Veröffentlichungsmöglichkeiten für Short Stories zu zählen, denn die strebt nicht nur zügig gegen Null, sondern hat die schon so gut wie erreicht. Anscheinend waren oder wurden sich aber auch die Hintermänner- und Frauen der Storyolympiade dieser traurigen Tatsache bewusst und hatten ein Einsehen. Nach längeren Diskussionen liegt also nun doch zur Freude aller Beteiligten - und nicht nur der- das komplette Buch im bekannten und ansehnlichen Layout der Storyolympiade vor. In diesem Jahr sind es stattliche 23 Geschichten mit einem Umfang von fast 140 Seiten, angesiedelt vor allem in den Genres Phantastik und Fantasy, aber auch im Bereich der SF. Wie schon im letzten Jahr ist der Anteil letzterer für meinen Geschmack etwas knapp bemessen - und wie ebenfalls im letzten Jahr soll das nicht als Kritik an der Qualität der Fantasy- oder Horror-Beiträge missverstanden werden. Es scheint tatsächlich so, dass gerade der Phantastik-Bereich mehr Autoren anlockt und fasziniert, als es die klassische Science Fiction tut. Dabei distanzieren sich die Newcomer aber auch immer mehr von den bekannt düsteren Metzel-Szenarien und entdecken den Humor für sich. Autoren wie Terry Pratchet haben die neue Generation von Schreibern offenbar für die phantastische Comedy begeistern können und die produzieren nun lesenswerte schwarzhumorige Geschichten. Ich möchte hier einige Geschichten nennen, die mir persönlich besonders auffielen. Als Fan der eher "ernsten" Phantastik sagten mir besonders "Wenn der Himmel gefriert" von Andreas Gruber, "Dein Freund wohnt in der Dunkelheit" von J. Th. Thanner , "Roter Schnee" von Gabi Scharf (Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass Gabi auf der einen Seite unglaublich melancholische Phantastik und auf der anderen brüllend komische Satire schreiben kann. Behaupte noch mal einer, Phantastik-Autoren wären eindimensional) und "Die Chlorophyll-Affäre" von Bernhard Schneider zu, der es schafft, aus dem Titel der letztjährigen Olympiade eine ganz erstaunliche Pointe zu zaubern. Was die humorigen Storys angeht, so habe ich mich unter anderem über Helge Langes "Armageddon for One", über Ruth Jahns "Ein kühler Sommer" (das Licht im Kühlschrank bleibt wohl immer ein Mysterium) und "Sympathy For The Devil" von Angelika Brox amüsiert. "Die Geschöpfe der Dunkelheit" bieten aber noch einiges mehr und so sollte an diesem Büffet von Geschichten-Häppchen eigentlich jeder geneigte Phantastik-Leser auf seine Kosten kommen. Es bleibt zu hoffen, dass Stefanie Pappon und Ernst Wurdack auch in den nächsten Jahren in Form der Storyolympiade ein Reservat für eine bedrohte Art bieten werden: Die phantastische Kurzgeschichte. Übrigens: "Geschöpfe der Dunkelheit" kann nur im Internet bestellt werden unter der URL: www.storyolympiade.de

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