Storyolympiade 2001: Weitere Informationen

WARP-online konnte einen Mailwechsel mit Ernst Wurdack führen, der ja vor ein paar Wochen aus der Organisation der diesjährigen Storyolympiade ausgestiegen ist.

Er hatte Anfang September 2001 ein Mail an alle beteiligten Autoren verschickt, in dem er wütend seinen sofortigen Rücktritt verkündet hat und das Scheitern der Anthologie "Geschöpfe der Dunkelheit" verkündete. Die 30 dadurch direkt betroffenen Autoren, aber auch viele der übrigen über 100 Teilnehmer sind daraufhin verwirrt, frustriert und in Einzelfällen auch extrem wütend und fühlen sich im Stich gelassen. Die deutsche Fantastik-Autoren-Szene sieht sich in Anbetracht des Kippens eines der wichtigsten Projekte der letzten Jahre geschädigt.

Dem Eklat vorhergegangen ist die Veröffentlichung eines der ursprünglichen Gewinner-Autoren, Thomas Michel, der in seinem Newsletter Exemplare der noch nicht gedruckten Anthologie zum Autorenrabatt angeboten hat (Siehe dazu: "Was ist Autorenrabatt?").

Ernst Wurdack wertete das als Unterlaufen der Preissetzung für die Anthologie und sah keine Möglichkeit mehr, das Buch kostendeckend zu verwirklichen. Er hatte sich ursprünglich bereit erklärt, mit hohen eigenen Geldbeträgen die Vorfinanzierung zu sichern. Durch dieses preisliche Unterbieten ist ihm die Gefahr zu groß geworden, dass er nicht genügend Geld aus den Verkäufen hereinbekommt, um annähernd kostendeckend aus dem Projekt hervorzugehen. Die Kalkulation wäre somit geplatzt!

Viele Autoren sehen dies als eine überzogene Reaktion, zumal alle Organisatoren seit der Rücktrittserklärung nicht mehr zu sprechen seien sollen. Der problem-auslösende Autor, Thomas Michel, hat nach unseren momentanen Informationen darauf hingewiesen, dass sein Newsletter lediglich 30 Abonnenten habe und der entstandene Schaden so groß nicht sein könne. Auch soll er angeboten haben, die Anthologie selbst zu finanzieren und weiterzuführen. Auf seine Rückfragen soll er keine Antwort bekommen haben (Stand: 13.10.2001).

Um diese Lage transparenter zu machen, und die unglückliche Situation gegenseitiger Verstimmung vielleicht durch Informationen aufbessern zu können, hat die WARP-online-Redaktion (von deren Mitgliedern auch einer an der Storyolympiade teilgenommen hat) versucht, mit Ernst Wurdack Kontakt aufzunehmen, um noch einmal Näheres zu erfahren. Wir bekamen sofort Antwort.

Ernst Wurdack ist sehr daran interessiert, den Spekulationen über seinen Ausstieg ein Ende zu setzen und gab uns folgende Informationen, die wir hiermit an die Autoren-Szene weitergeben:

Nach seiner Aussage ist keine einzige Bestellung mehr eingegangen, nach dem die Nachricht von Thomas Michel sich äußerst schnell im Netz verbreitet hat.

Dazu kam eine Welle von Stornierungen innerhalb der beiden folgenden Tage von Leuten, die gleich bei der letzten Anthologie im Vorjahr eine Vorbestellung abgegeben hatten und nun diese Nachricht gehört hatten. Letztendlich sei das der entscheidende Grund, warum die Kalkulation zusammengebrochen ist.

Außerdem habe es Entsetzen darüber gegeben, dass die Organisatoren der Storyolympiade etwas dran verdienen könnten, als bekannt wurde, dass es verschieden hohe Preise gibt, bzw. der Normalpreis über dem Autorenpreis liegt (siehe dazu aus aktuellem Anlass "Kalkulation von Buch-Projekten")

Ernst Wurdack wurde außerdem offenbar von einige Autorinnen und Autoren "wüst beschimpft." Diese hätten ihm klarmachen wollten, dass er die Pflicht hätte, die Anthologie herauszugeben, selbst wenn er dabei kräftig draufzahlen müsste. Das sei bei derartigen Projekten doch normal. (Dabei hat er nach eigenen Aussagen noch einen ganzen Packen von "Traumpfade", der Vorjahresanthologie unverkauft liegen, und schon deshalb draufgezahlt). Aus diesem letztgenannten Grund wäre sein Entschluss, nicht mehr in Sachen Storyolympiade tätig zu werden, absolut unumkehrbar.

Die Rechte an der Storyolympiade und an dem Namen liegen bei Stefanie Pappon. Diese hat erklärt, sie würde sich nach den erlebten Auswüchsen erst einmal zurückziehen, um in Ruhe über eine neue Konzeption nachzudenken, wie die Storyolympiade eventuell irgendwann in der Zukunft einmal fortzuführen sein könnte. Es wird zumindest in diesem Jahr keine Veröffentlichung der Anthologie "Geschöpfe der Dunkelheit" geben.

WARP-online (16.10.2001)