"Traumpfade"

Stephanie Pappon, Ernst Wurdack (Hrsg.)
Preis: DM 15,- + 2.- Porto und Verpackung

erhältlich unter: story-olympiade@metropolis.de

Die Veröffentlichungsmöglichkeiten für deutsche Nachwuchsautoren sind bekanntlich dünn gesät, insbesondere wenn es um die Genres Fantasy und SF gibt. So sind die ebenso seltenen Kurzgeschichten-Wettbewerbe für Newcomer eine schöne Möglichkeit ihre Arbeiten einem kritischen Publikum zu präsentieren. Einer der größten und bekanntesten Schreibwettbewerbe ist die Storyolympiade, die im Jahr 2000 zum zweiten Mal unter der Führung von Stefanie Pappon und Ernst Wurdack veranstaltet wurde. Insgesamt 18 Juroren wählten die 20 besten Wettbewerbsbeiträge aus, die nun in Form einer Anthologie unter dem Titel "Traumpfade" vorliegen. Insgesamt 131 Seiten lang ist dieses schön gestaltete Buch, mit einem breitegefächerten Spektrum an Storys aus SF und Phantastik, wobei letztere den etwas größeren Anteil der Anthologie ausmacht. Mir persönlich als mehr science fcition-orientiertem Leser ist die Sammlung daher vielleicht auch etwas zu "fantasy-lastig", was jedoch nicht als Kritik an der Qualität ebendieser Beiträge verstanden sein soll. Im Augenblick scheint ja ganz allgemein das Fantasygenre einen Boom zu erleben - eine reine Geschmacksfrage natürlich.

Ausnahmslos alle Storys sind unterhaltsam und gut geschrieben und könnten genauso gut einer Anthologie - derer es ja nicht mehr so besonders viele gibt - aus einem großen Verlag entstammen.

Mir fielen insbesondere Bernd Schneiders "Die Wahrheit ist irgendwo", eine Art historischer Kurzgeschichte zum Thema künstlicher Intelligenz, sowie Gabi Scharfs "Die blaue Stunde", eine sehr melancholische SF-Story, außerdem Olaf Mews "Die Schlüsselfigur" und Manfred Piseckys "Der Fluch der Dunkelwolke" auf. Interessant auch jene Kurzgeschichten, die sich keinem klar definierten Genrezweig zuordnen lassen, wie Anton Borns "Geburtstag" und Armin Rößlers "Fließende Übergänge."

Insgesamt kann ich "Traumpfade" nur empfehlen, zeigt die Anthologie doch, dass es durchaus literarischen Nachwuchs in Deutschland gibt, der in der Lage ist, eine Geschichte zu ersinnen, statt sich über zweihundert bis dreihundert Seiten hinweg über Nachtleben in der Technoszene, One-Night-Stands, Zigaretten- Drogen- und Alkoholexzesse, Schreibblockaden und mangelnde Kreativität auszulassen, so wie es die sogenannte und nicht nachvollziehbar hochgelobte "junge deutsche Literatur" tut.

Außerdem beweist die vorliegende Sammlung doch auch, dass die Kurzgeschichte noch lange nicht "tot" ist. Vielmehr fehlt den neuen Lesern wohl mehr und mehr die Fähigkeit sich immer wieder auf neue Welten einzulassen - was nichts anderes als den Verlust von Phantasie bedeuten kann und das in einer Gesellschaft, die sich kosmopolitischer und weltoffener glaubt als jede andere vor ihr.

"Traumpfade" ist ein Buch für den kleinen Hunger im Kopf zwischendurch. Die Länge der Storys ist ideal um mal eben in der Pause oder in der U-Bahn verkonsumiert zu werden.

Lesenswert!

( von Thorsten Küper, www.sublevel12.de )