Story-Olympiade 2000

Ernst Wurdack & Stefanie Pappon (Hrsg.): Traumpfade
rezensiert von Sven Klöpping

 

Vorab-Bemerkung: Obwohl ich aktiv an der Promotion dieses Story-Wettbewerbes beteiligt war, hatte ich keinen Einfluss auf die Auswahl der Stories für die Anthologie. Ich rezensiere die mir vorliegende Ausgabe aus freien Stücken, weil ich denke, dass die alljährliche Story-Olympiade vielen jungen und unbekannten Autoren eine faire Chance zur Veröffentlichung bietet und deshalb viele davon erfahren sollten.

Das Buch kommt mit einem sehr schön gestalteten Vier-Farb-Cover daher. Ein weiser Mann hält eine Buchrolle in der Hand und es sieht so aus, als wolle er uns etwas sagen. Wer jetzt aber vermutet, dieses Bild impliziere die Dominanz von Fantasy in der Anthologie, liegt falsch. Science-Fiction- und Fantasy-Fans kommen gleichermaßen auf ihre Kosten.
Insgesamt 20 Texte wurden für die Anthologie ausgewählt - die 20 besten von insgesamt über 40 Stories, die es in die Endrunde der Story-Olympiade schafften.
Die erste Story ist also gleichzeitig die Gewinner-Story des Wettbewerbes. Sie heißt "Die Wahrheit ist irgendwo" und wurde von Bernd Schneider verfasst. Es handelt sich um eine SF-Geschichte, die mich durch ihre hohe Spannung und ihre Grundidee überzeugt hat. Ähnlich wie in Douglas Adams’ "Per Anhalter durch die Galaxis" soll ein Computer die ultimative Wahrheit finden. Die Wahrheit über die Menschen, über das Universum und so weiter. Der Schluss ist ungewöhnlich und ziemlich maschinentypisch, sprich: logisch - mehr dazu wird nicht verraten. Wie ich finde, eine würdige Sieger-Story für den diesjährigen Wettbewerb.
"Der See der unendlichen Träume" von Elvira Lauscher hat mich da schon etwas weniger gefesselt. In einer Fantasy-Welt reißt ein böser Zauberer durch einen fiesen Trick die Macht an sich... Der Schluss ist nicht sehr überraschend.
Etwas langatmig kommt auch die nächste (Fantasy-)Story daher: "Die Krone Eirikirs" von Petra Hartmann.
Da gefiel mir "Geburtstag" von Anton Born schon umso besser. Obwohl es an einigen Stellen stilistisch noch ein wenig "ruckelt", ist der Gesamteindruck doch das, was er sein soll: ‘phantastisch’. Ein kleiner Junge träumt, ein Eichhörnchen zu sein und umgekehrt. Diese Traumreise hinterfragt amüsant und unterhaltsam unser Welt(traum)bild...
Bei "Rache ist alles" von Stefanie Bense geht es um Götter, Mythen und blutige Rache bis zum Tod. Dem 5. Platz für diese Story kann man durchaus zustimmen.
"Elfen schlafen nicht" von Dorothea Franz ist gut erzählt und schließt sich nicht den üblichen Fantasy-Klischees an, was die Story aufwertet. Es geht um das Schicksal einer Elfe, die ihr Leben mit Diebstahl finanziert und im Schlaf in die Zukunft sehen kann. Eines Tages träumt sie von einem Offizier...
Weitere Highlights der Anthologie:
"Wege der Wanderer" von Catrin Hahne, wo es um einen selten gewordenen Traum-Kult und um dessen Vernichtung geht. Auch die Selbstfindungs-Geschichte einer Heilerin - "Eigene Wege" (von Christiane Kleine) - ist sehr unterhaltend.
Kommen wir jetzt zu einer Story, der ich den Sieg im Nachhinein wirklich gegönnt hätte:
Denn "Ernte" von Petra Vennekohl ist mit dem 13. Platz, wie ich finde, eindeutig unterbewertet worden. Mir hat sie besser gefallen als manche höher platzierte Geschichte. Worum geht es? Auf einem Planeten werden fremdartige Nagetiere gefangen, aus denen angeblich ein sündhaft teures Halluzinogen für die Erdbewohner hergestellt wird. Doch als nicht nur die Nagetiere, sondern auch immer mehr Erntearbeiter zu Tode kommen, fragt sich einer von ihnen, was sich auf dem Planeten wirklich abspielt. Sehr gut gefiel mir auch die phantasievolle, für eine SF-Story untypische Namenwahl - so heißt der Protagonist z. B. "N’Nyel"...
"Commotio Cerebri" (Phantastik, Ludger Meese) und "Der Fluch der Dunkelwolke" (SF, Manfred Pisecky) sind solide erzählte Stories durchschnittlicher Qualität.
"Das Erwachen" von Markus Köller zeugt von Stilsicherheit, spielt aber mit einem bereits sehr oft gehörten Thema: Was geschieht nach dem Tod? Auch die gut umgesetzte Rahmenhandlung dieser "traumatischen" Story (es geht um einen Mann, der im Koma liegt) kann den Leser nicht von einer gewissen "Dejà-vu" Stimmung abbringen, den X. Aufguss ein und derselben Problematik vor sich zu haben.
Mein Gesamteindruck: Gute bis sehr gute Texte (mit einigen Ausnahmen), die einen Lese-Abend voll Spannung, Humor und auch etwas Melancholie bieten. Leider haben viele Stories das Wettbewerbs-Thema "Traumpfade" zu sehr beim Wort genommen, wodurch die "Uniqueness" mancher Stories und auch einiges an Interpretations-Potenzial verloren geht. Wem das aber nichts ausmacht, dem sei diese "Traum-hafte" SF/Fantasy Anthologie durchaus empfohlen...

Erstauflage 250 Exemplare, 2. A. in Arbeit, 135 Seiten, DM 15.00 + 2.00 DM Porto
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